Stückebeschreibungen 2025/26
Die Herzogin von Chicago – Operette von Emmerich Kálmán
Charleston, Slowfox und Walzer, alteuropäischer Prunk und das vibrierende, moderne Amerika der 20erJahre: Hier treffen Gegensätze aufeinander – und finden zu einander. Genau wie die millionenschwere Amerikanerin Mary Lloyd und der traditionsbewusste Europäer Prinz Sándor. Mary begibt sich in Begleitung einer Jazzband auf Europareise – im Gepäck ihren unerschütterlichen Glauben an die Macht des Geldes. In Sylvarien trifft sie auf Sándor, dessen Königreich kurz vor dem Bankrott steht. Mary ergreift die Chance und kauft sich aus purer Laune die Thronfolge. Dann kommen Gefühle ins Spiel. Mary und Sándor kommen sich näher, ebenso wie Amerika und Europa, Tradition und Moderne. Und Mary zweifelt, ob sich mit Geld wirklich alles kaufen lässt. Mit ironischem Witz und tänzerischer Leichtigkeit spiegelt Kálmán die kulturellen Umbrüche der 1920erJahre. Zwischen Foxtrottrhythmus und Csárdásmelodie entfaltet sich ein musikalisches Feuerwerk, das die Spannung zwischen Tradition und Fortschritt feiert
Ikonen - Choreographien von Angelin Preljocaj, Stijn Celis und Diego Tortelli und Musik von Igor Strawinsky, Oumou Sangaré, Pink Floyd
Wahrlich ikonisch kann man das Schaffen dieser drei Musikgrößen nennen: Pink Floyd, Igor Strawinsky und Oumou Sangaré. Pink Floyd war in den siebziger und achtziger Jahren eine feste Größe in der Popmusik und lässt heute noch die Augen der (in die Jahre gekommenen) Fans leuchten; angesichts der immer wieder überraschenden Wendungen in seinem Werk zählt Strawinsky fraglos zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts; und die aus Mali stammende Sängerin Oumou Sangaré genießt in Westafrika auch wegen ihres Einsatzes für die Rechte der Frauen Kultstatus. Dieser dreiteilige Ballettabend gleicht in musikalischer Hinsicht einer kleinen Weltreise. Strawinskys Komposition „Les Noces“ inspirierte den albanisch-französischen Choreographen Angelin Preljocaj 1989 zu einem legendären Ballett. Der Belgier Stijn Celis wird in seiner Kreation unweigerlich auf die afrikanische Musik reagieren. Und als zweite Uraufführung zeigt der Italiener Diego Tortelli, wie man zeitgenössisch auf den britischen Progressive Rock des Albums „The Dark Side of the Moon“ tanzen kann.
La Cage aux Folles - Ein Käfig voller Narren - Musical von Jerry Herman
Lebe, was du fühlst! La Cage aux Folles ist eine Liebeserklärung an das Anderssein und den Mut zur Selbstentfaltung. Ein Musical, das schillert, lacht, rührt – und mitten ins Herz trifft. Georges betreibt einen DragClub an der Riviera, in dem sein Lebenspartner Albin alias Zaza allabendlich das Publikum verzaubert. Die beiden sind ein eingespieltes Paar – bis Georges’ Sohn plötzlich heiraten will. Und zwar die Tochter eines ultrakonservativen Politikers. Albin wird gebeten, sich als Onkel im Hintergrund zu halten. Kommt nicht infrage! Stattdessen schlüpft er in eine ganz andere Rolle … Es folgt ein Abend voller Glamour, entlarvender Auftritte und tiefgreifender Fragen: Was bedeutet Familie? Wo beginnt wahre Akzeptanz? Und wie viel Show braucht das Leben – oder auch nicht?
Tosca - Oper von Giacomo Puccini
Was bedeuten Integrität und Ideale innerhalb eines perfiden Machtsystems? Hat das eigene Handeln überhaupt noch Gewicht? Welche Verantwortung birgt das Künstlersein? Wie weit führt die Besessenheit von Macht und Sex? In weniger als 24 Stunden überschlagen sich in diesem Opern Thriller die Ereignisse. Das historische Setting 1800 in Rom bildet bei Puccini nur die Folie, auf der er seine Figuren Extremzuständen aussetzt. Im Bann der Begierde des Polizeichefs Scarpia werden die Operndiva Tosca und der dem demokratischen Lager verbundene Maler Cavaradossi zum Spielball skrupelloser Machenschaften. Scarpia verdächtigt Cavaradossi, einem politischen Häftling auf der Flucht geholfen zu haben, und lässt ihn foltern. Sein eigentliches Interesse gilt jedoch Tosca. Gegen eine Nacht mit ihr verspricht er, den Geliebten zu begnadigen. Sie lässt sich darauf ein … Bei aller Brutalität des Geschehens findet der Klangzauberer Puccini Musik von großer Schönheit. Mit starken Kontrasten, dem Prinzip des Fragmentarischen und filmisch anmutenden Schnitten entwickelt die emotionsgeladene Partitur eine immense Spannung und hält nur für wenige Momente von fast friedlicher Schönheit inne.
Napoleon – Schauspiel von Armin Petras
Was haben Jesus Christus und Napoleon gemeinsam? Sie sind – in der westlichen Kulturgeschichte – die beiden Figuren, über die am meisten Informationen, Texte, Bilder und Filme verfügbar sind. Ist bei Jesus ziemlich klar, wofür er steht, entfaltet sich bei Napoleon ein schillerndes Kaleidoskop an Zuschreibungen. Kann man daraus eine Bühnenfigur machen? Eben nicht – jedenfalls ist das der Ansatz von Regisseur und Autor Armin Petras. Nicht nur eine Bühnenfigur, sondern gleich fünf. Fünf Schauspieler*innen spielen Napoleon in fünf Teilen, die jeweils für einen Abschnitt seiner Biographie stehen: Der junge Korse, der Soldat wird und nach Paris gelangt. Sein steiler militärischer Aufstieg bis zur Kaiserkrönung. Der Russlandfeldzug. Verbannung, Rückkehr und erneute Niederlage bei Waterloo. Schließlich die letzten Jahre in der Verbannung auf St. Helena. Das Verfünffachen der Figur versucht das Mythengeflecht Napoleon aufzufächern, um sich der ungebrochenen Faszination, die diese Figur bis heute ausübt, anzunähern.
Die Dreigroschenoper – Schauspiel mit Musik nach Berthold Brecht
Jede Beziehung ein Geschäft: Mackie Messer agiert im London der 1920erJahre als krimineller Bandenchef im Namen der sozialen Gerechtigkeit und verrät doch auf Schritt und Tritt sämtliche Lieben samt Gaunergefolge. Mit seiner Liaison zu Polly, Tochter des klein kriminellen Unternehmers Johnny Peachum, handelt er sich den Ärger seines Lebens ein. Wird er sich aus der Schlinge ziehen können? Den Beat zum Existenzkampf liefern Kurt Weills musikalische Ohrwürmer. Sie gehen mal mitten ins Herz, mal mitten in die Magengrube: Eine krude Mischung aus schillernder Revue, schräger Tonalität, stimmlich rohem Klang zeigt den Menschen in seinen entwaffnenden Widersprüchen und lässt uns Liebe, Leid und Lust unter dem Mond von Soho hautnah miterleben, ja, Schurken lieben. Mehr noch: Ihre Sehnsucht nach Halt, Schutz, Geltung und Anerkennung ist auch unsere. Ihr Aufstand gegen die Ökonomisierung des eigenen Tuns auch unsere Sache – doch kann der Mensch gut sein? Brecht/Weill sagen dazu lustvoll: Jein.
Käsch und Naziss. Die Selbstabschaffung der Demokratie. Und ihre Verteidigung. - Schauspiel von Ulf Schmidt
Welt, europa- und deutschlandweit erstarken autoritäre Kräfte, schüren Angst, untergraben Institutionen, zersetzen Wahrheiten. Was gestern unvorstellbar war, ist heute salonfähig: Nationalismus im Maßanzug, Menschenverachtung im Cocktailkleid. Scheinbar stabile Demokratien kippen in totalitäre Systeme. Käschberg ist unzufrieden mit seinen Investments. Frau Naziss will die Herrschaft. Die Jäger marschieren und prügeln. Die Freigeister schließen sich ebenso an wie die Öligarchen und Tekknokraten. Der erste Teil des Abends erzählt als grimmige Groteske, wie eine autoritätsgläubige Allianz den Reichspalast von Diesland erobert. Sie glauben, hier kann das nicht passieren? Das wird nicht so schlimm? Dann erleben Sie im zweiten Teil, wie schnell und einfach es geht, das fragile Bauwerk unserer Demokratie auszuhöhlen und einstürzen zu lassen – wenn Zerstörer*innen die Macht übernehmen. Müssen wir wirklich noch einmal ausprobieren, ob die Freiheit in autoritären Systemen wächst? Ob Menschenverachtung uns voranbringt – weil sie ja „nur die anderen“ trifft? Oder werden die Demokrat*innen endlich laut? Noch haben wir es in der Hand, uns zusammenzutun und die Demokratie zu verteidigen.
Ein Sommernachtstraum - Ballett nach William Shakespeare und Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy und Lorenzo Bianchi Hoesch
In einem magischen Wald außerhalb von Athen geschehen gar merkwürdige Dinge. Dorthin fliehen Liebespaare, nichtsahnend, dass sie im Unterholz verzaubert werden. Denn in diesem Wald geben die Elfen mit ihrem Herrscherpaar Oberon und Titania den Ton an und treibt ein schusseliger Puck sein Unwesen – und dank wundersamer Kräfte werden die Liebesverhältnisse ordentlich durcheinandergewirbelt. Bis am Ende sich alles wieder einrenkt. Shakespeares Komödie zählt seit eh und je zu seinen beliebtesten Stücken. Vor dem Hintergrund des heidnischen Glaubens an das Auftreten unerklärlicher Dinge in der Mittsommernacht vollzieht sich ein überraschendes Verwechslungsspiel inklusive Irrungen und Wirrungen der Liebe. Für Ballettdirektor Stijn Celis ist es nach seinem großen Erfolg mit „Romeo und Julia“ in der Spielzeit 2024/25 eine weitere Auseinandersetzung mit der Welt Shakespeares. Im wahrsten Sinne leichtfüßig wird die turbulente Komödie mit der Expressivität des Tanzes auf die Bühne kommen.
Die Zauberflöte – Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Prinz Tamino verliebt sich in das Bild einer geraubten Prinzessin. Deren verzweifelte Mutter, die in ewige Nacht verbannte Königin, schwört Rache gegen Sarastro, den Entführer ihrer Tochter Pamina. Dieser führt eine Gemeinde von Eingeweihten, die Tamino eine Reihe von Prüfungen auferlegt, um Pamina zu gewinnen und zum Licht zu gelangen. Und dann ist da noch der seltsam genügsame Vogelmensch Papageno, der auch auf der Suche nach Liebe ist. Mozarts Zauberflöte gehört mit ihren faszinierenden Figuren und unvergesslichen Melodien zu den Lieblingsgeschichten des gesamten Opernrepertoires. Die märchenhafte Handlung um eine abenteuerliche Reise, verkorkste Familienverhältnisse und die verbindende Kraft der Musik birgt eine unerschöpfliche allegorische Tiefe und jede Menge Theaterzauber.
Paris im August - Chansons von Édith Piaf und Barbara mit Christa Platzer
Sie könnten unterschiedlicher kaum sein – und doch teilen sie ein ähnliches Schicksal: Édith Piaf, die als Straßensängerin begann und zur gefeierten Stimme Frankreichs wurde. Und Barbara, die zurückhaltende Poetin, deren Lieder das Lebensgefühl der 60erJahre einfingen. Zwei Frauen, zwei Legenden, verbunden durch eine unbändige Leidenschaft für die Musik und den steinigen Weg zum Ruhm. In Paris im August bringt Christa Platzer die unvergesslichen Chansons von Piaf und Barbara auf die Bühne des Saarländischen Staatstheaters. Klassiker wie La vie en rose, Milord oder Göttingen interpretiert sie mit emotionaler Tiefe. Poetische Texte und Anekdoten erinnern an die Lebensgeschichten der beiden Ausnahmekünstlerinnen. Erleben Sie einen Abend voller Nostalgie und Leidenschaft – und machen Sie sich mit Christa Platzer auf die Reise ins Herz von Paris und in die Seele des französischen Chansons.
Leonce und Lena - Lustspiel von Georg Büchner mit Musik von Herbert Grönemeyer
Seufz. Ja. Sie haben es schwer, die beiden Königskinder in ihren goldenen Käfigen: Prinz Leonce von Popo ist des leeren Luxuslebens überdrüssig, alles scheint ihm sinnlos und grau. Prinzessin Lena von Pipi fühlt sich gefangen in der Monotonie eines vorbestimmten Daseins. Unbekannterweise sollen sie miteinander verheiratet werden, fliehen – laufen sich in die Arme und verlieben sich prompt. Das Schicksal hat sie füreinander bestimmt. Mit feiner Ironie und poetischer Tiefe erzählt Georg Büchners Lustspiel von der Suche nach Freiheit, Sinn und Liebe. Gar nicht grau, sondern poppig und bunt ist die Welt, in der die Puppenspieler*innen die beiden Sinnsuchenden zum Puppenleben erwecken. Die für Leonce und Lena komponierte Musik von Herbert Grönemeyer bringt Büchners satirischen Witz und die sehnsuchtsvollen Träume der Figuren zum Klingen. Die Kritik feiert diesen Abend als „zwischen Tiefsinn und Hanswurstiade schillernde Persiflage: surrealistisch überdreht, aber bissig genug, um auch unserer Zeit den Spiegel vorzuhalten“ (Westfälischer Anzeiger, Anke Demirsoy).